Bauer mit Wasserbüffel in Burma

Vom Inle See nach Keng Tung

Fahrt Richtung Keng Tung

10.02.2018
Angaben laut Google Maps: 460 km, 11,5 Stunden
Zuerst geht die Fahrt in zahlreichen Kehren die Strasse nach Taunggyi steil nach oben.
Nachdem die Stadt durchquert ist, geht es wieder nach unten. Die ersten 2 Stunden geht es auf guter Landstrasse durch eine relativ langweilige Landschaft. Danach wird die Strasse kurvenreicher, überwindet mehrere Hügel und Täler und die Landschaft wird abwechslungsreicher mit ein paar kleineren Dörfern am Strassenrand. Am ersten Tag der Fahrt nach Keng Tung lege ich von 10 Uhr vormittag bis 18:30 abends 300 km zurück. Die Strasse war insgesamt gesehen für burmesische Verhältnisse sehr gut. Vielleicht habe ich mich aber auch nur an die Strassen in Burma gewöhnt und finde mittlerweile alles gut, was nicht ganz schlecht ist. Es gab aber auch Abschnitte, die nur einspurig oder gar nicht geteert waren, Pisten mit grobem Schotter und zahlreiche Baustellen. Auf neueren Strassenabschnitten lag ein sandiger Belag. Auf der Fahrt sah man Burmesen verschiedener Völker. Mehrere Frauen trugen einen breiten Reifen aus Silberringen um ihre Taille.

Übernachtung in Tachilek

Ich fuhr bis es finster war (18:30 Uhr). Dann suchte ich im nächsten Dorf (Tachilek) ein Gasthaus auf. Die Kellnerinnen hatten einen Schlafanzug an und sprachen kein Wort englisch. Ich bestellte etwas zum essen und bekam gebratenen Reis mit Gemüse, Fleisch und Spiegelei. Dazu eine Suppe, ein Schüsselchen mit undefinierbarem Gemüse und ein Schüsselchen mit Zwiebel, Pepperoncinoschoten und roter Sauce zum Würzen der Speisen. Das Essen war für burmesische Verhältnisse recht gut.

Nach dem Essen fragte ich ob es hier irgendwo Zimmer gäbe und sie hatten auch welche. Das Zimmer hatte keinerlei Einrichtung und auch keine Haken irgend etwas aufzuhängen. Am Plastikboden lagen 3 Stapel mit je einer sehr dünnen bezogenen Schaumgummimatte, 2 Decken und 1 Polster. Zudem gab es ein grosses Moskitonetz, das fast den ganzen Raum abdeckte. Die Wände waren Holzbretter, die mit ca. 2 cm breiten Abständen dazwischen montiert waren. Die Fensterläden waren geschlossen. Fenster gab es keine. Als erstes holte ich meinen Schlafsack.
Das Bad befand sich außerhalb des Gebäudes mit den Zimmern. Es gab getrennte Toiletten (Loch im Boden) für Männer und Frauen. Da sie aber nur in burmesisch beschriftet waren, habe ich eine falsche benutzt. Die Spülung bestand aus einer Wasserschüssel. Die Dusche bestand aus einem Wassertrog und einer Plastikschüssel.
Als ich gerade beim Zähneputzen war kam ein Bus mit einer größeren Gruppe Burmesen an. Sie schienen erstaunt, hier einen Ausländer anzutreffen.
Das Essen mit Getränk kostete 3.000 Kyats (knapp 2 Euro), die Übernachtung ebenso.

Von Tachilek nach Mongyai

Am nächsten Morgen war es sehr nebelig. Der Nebel war auch ins Zimmer gedrungen und das Gewand fühlte sich feucht an. Überall tropfte das Wasser von den Bäumen und Dächern.
Zum Frühstück erhielt ich eine Nudelsuppe, typisch für Burma. Diese kostete 1.000 Khyats (60 Eurocents).
Ein paar burmesische Mädchen wollten sich noch mit mir fotografieren. Das kommt häufiger vor in Burma.
Als ich gerade starten wollte, kamen ein jüngerer Burmese und ein älterer Herr mit Funkgerät in der Hand vorbei. Der jüngere, der etwas Englisch sprach fragte woher ich kam und wohin ich fahre. Aufgrund des Funkgerätes kam mir die Sache nicht ganz geheuer vor.
Nach ein paar Kilometern der Strecke nach Keng Tung wurde an einem Checkpoint der Armee die Schranke vor mir heruntergelassen. Mir wurde mitgeteilt, dass ich nicht weiter fahren dürfe. Die Strecke sei für Touristen gesperrt. Das war 150 km vor Keng Tung. Mir blieb also nichts anderes übrig als zurückzufahren.
Kurz darauf blieb ich stehen um mir für den Rückweg eine andere Strecke auszusuchen.
Eine Gruppe Burmesen, die sich auf einem Hang über mir befanden, deuteten mir ich dolle zu ihnen kommen. Sie booten mir in Konservendosen gekochtes Essen, sebstgebrannten Schnaps und burmesische Zigarren an. Ich probierte nur vom Essen ein klein wenig.
Für den Rückweg wählte ich die Strecke nach Lashio aus. Von dort ging es auch nach Mandalay. Ich erwartete mir eine Fahrt durch die Berge mit schönen kleinen Dörfern und Burmesen in traditioneller Kleidung.
Leider war das nicht so. Die Strecke führte großteils über eine Ebene, kaum besiedelte Fläche mit wenigen gesichtslosen Ortschaften. Weder traditionell gekleidete Burmesen noch abenteuerliche Gefährte waren hier unterwegs. Dafür viel Militär und mehrere Checkpoints.
Ich wurde überall durchgelassen.
Die Strasse war meist sehr gut, teilweise aber auch nicht asphaltiert und in katastrophalem Zustand. Eine 10 km lange Strecke mit einem Belag aus groben Steinen gehörte zu den schlechtesten Strecken, die ich in Myanmar gefahren bin.

Flucht aus Mongyai

Übernachten wollte ich in Mongyai, das ich kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichte.
Ich suchte mir ein kleines, gut besuchtes Restaurant aus. Alle Tische waren belegt und so saß ich mit einem Burmesen am Tisch.
Dieser konnte ein paar Worte englisch, aber nicht sehr viel. Er schien angetrunken und schien mir etwas suspekt.
Nachdem ich fertig gegessen hatte kamen 2 Burmesen in Zivil, der eine stellte sich als Polizeichef vor, zeigte mir aber keinen Ausweis. Der andere war angeblich Chef der örtlichen Einwanderungsbehörde. Er forderte mich auf mit ihm das Lokal zu verlassen. Das war mir nicht ganz geheuer. Wir gingen in das gegenüberliegende Hotel, später kam ein "Dolmetscher" hinzu. Man kontrollierte Pass und Motorrad, dann wurde ich aufgefordert, die Ortschaft unverzüglich zu meiner eigenen Sicherheit zu verlassen. Ich sollte nach Lashio, einer größeren Stadt fahren, 100km entfernt. Es war 20:00 Uhr und es war bereits finster und auch kalt.

Lashio, Myanmar

Die Fahrt nach Lashio dauerte 3 Stunden. Zum Glück waren die Strassen recht gut und es war nur sehr wenig Verkehr.
In Lashio angekommen buchte ich ein Hotel und gab dieses in Google Maps ein. Es war ca. 4 km entfernt. Das letzte Stück waren unasphaltierte Gassen und es waren nur niedere Gebäude. Das Hotel war aber ein viel höheres Gebäude. Hier konnte es nicht sein. Ich fuhr ein paar mal um den Block und sah dann 2 Burmesen. Ich fragte nach dem Hotel. Ein dritter Burmese kam dazu, dieser sprach gut Englisch. Einer der Burmesen fuhr mir dann mit dem Motorrad voraus bis zum Hotel. Es war ca. 5 km vom angezeigten Standort entfernt. Alleine hätte ich es wohl kaum gefunden. Es war bereits 23:30 Uhr als ich am Hotel ankam.
Ab 24:00 hörte man lautes Stimmengewirr vor dem Hotel. Ich sah aus dem Fenster. Der Nachtmarkt wurde aufgebaut. Dieser sollte bis 7 Uhr in der Früh und darüber hinaus andauern. Die Stimmen wurden mit der Zeit aber leiser.


© Günther Drescher []