Am Gepäckträger meines Motorrades war schon wieder etwas gebrochen. Ich musste also in die Werkstatt. Außerdem wollte ich noch eine Bootstour auf dem Inle See unternehmen. Ich verlängerte deshalb meinen Aufenthalt auf 3 Übernachtungen.
Morgens um 9 Uhr wurde ich vom Bootsmann am Hotel abgeholt (Teak Wood Hotel). Zu Fuß ging es zur Ablegestelle der Boote, die nur 5 Minuten entfernt war. Auf dem Boot stand ein Holzstuhl mit einem Polster darauf. Das Boot hatte einen Aussenbordmotor mit langer Stange, wie überall in Asien verbreitet. Der Propeller kann bei seichtem Wasser aus dem Wasser gehoben werden. Der Motor war laut und zog eine lange Wasserfontäne hinter sich her. Es tuckerte aber gemütlich dahin.
Zuerst ging es den langsam fliesenden Fluss hinunter bis zur Mündung in den See. Dort standen ein paar Statisten mit einem Bein im Boot, während sie das andere gestreckt in der Luft hielten und darauf einen grossen Korb, wahrscheinlich eine Fischreuse, balancierten. Mit einer Hand hielten sie sich an einer Holzstange oder einem Ruder fest.
Dann ging es ein grosses Stück weit den Inle See hinunter und bis auf die andere Uferseite.
Erster Stopp war bei den schwimmenden Gärten. Hier wird angeblich Gemüse angebaut, was man beim besten Willen nicht erkennen konnte. Die Beete bestanden aus langen Zeilen schwimmender Vegetation, die durch lange Bambusstangen aufgespießt und im Seegrund fixiert wurden. Die Stangen standen oberhalb der Beete mehrere Meter hervor, um auch bei höherem Wasserstand in der Regenzeit die Beete noch fixieren zu können. Mit mehreren Boote wurden Wasserpflanzen gesammelt, die als Material für die Beete verwendet wurden.
Danach fuhren wir durch ein Dorf, das mitten in den See hineingebaut wurde. Die Häuser stehen alle auf Holzstelzen im Wasser. Wie in Venedig. Freilich waren die Paläste etwas kleiner.
Der nächste Halt war eine Weberei. Dort wurden Stoffe aus Baumwolle, Seide und Lotuspflanzenfaser hergestellt.
Lotuspflanzenfaser ist eine Spezialität aus Myanmar, aufwändig zu produzieren und teurer wie Seide.
Es wurden alle Schritte von der Fasergewinnung über das Spinnen der Fäden bis zum Weben gezeigt.
Interessant war auch zu sehen, wie gemusterte Stoffe hergestellt werden Zum Teil mit Fäden, die verschiedenfarbig eingefärbt werden und dann in der richtigen Reihenfolge verwendet ein gleichmäßiges Muster ergeben.
Danach wurde noch eine Zigarrenfabrik und ein Silberschmied besucht. Anschließend ging es dann immer in ein angeschlossenes Geschäft, wo die Produkte erworben werden konnten. So wie das vielfach bei Rundfahrten üblich ist. Obwohl mir die Preise angemessen erschienen, kaufte ich nichts, da ich im Motorradkoffer wirklich absolut keinen Platz übrig hatte.
Dann ging es zur Alodaw Pauk Pagoda. Einen der heiligsten Orte des Shan Volkes. Hier im Mittelpunkt der Alodaw Pauk Pagoda stehen 5 Buddhastatuen, die über und über mit Blattgold bedeckt wurden und jetzt wie kleine Schneemänner aussehen. Die ursprüngliche Form der Buddhastatuen ist weder zu erkennen noch zu erahnen. Das ist um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Blattgold sehr, sehr dünn ist und praktisch keine Masse hat.
Danach ging es bei einer längeren Flussauffahrt über mehrere Stromschnellen und unter Brücken hindurch nach Indein. Dort konnte in einem 20-minütigem Spaziergang die Shwe Inn Dein Pagoda erreicht werden. Ab der grossen Brücke führte ein überdachter Aufgang mit zahlreichen Souvenirständen bis zur Pagode. Rund um das Tempelgebäude standen unzählige ältere und neuere Pagoden herum. Ähnlich wie in Kakku, die Pagoden sind aber von viel unterschiedlicher Art und von Bambuswald umgeben.
Als letztes wurde noch ein Kloster besucht. Dieses hatte ein paar schöne Buddhafiguren im Inneren.
Auf der Rückreise sah man noch ein paar Einbeinruderer vom Inle See. Diesmal die echten. Die Technik des Ruderns mit einem Bein wurde von den Fischern/Bauern entwickelt um beim Arbeiten beide Hände frei zu haben.
Es war sehr gemütlich und entspannend, sich den ganzen Tag am Inle See herumfahren zu lassen.
Der Bootsausflug dauerte von 9:00 bis 16:00 Uhr und kostete 30.000 Kyats (knapp 20 Euro). Eintritte an den besuchten Orten waren keine zu bezahlen.
Leider gab es diesen Nachmittag keinen Strom in Nyaung Shwe. Als es diesen dann gegen 19:00 Uhr wieder gab hatte der Mechaniker bereits geschlossen. So musste die Reparatur des Motorrades auf den nächsten Tag verschoben werden, was wieder wertvolle Zeit kostete.
Am nächsten Morgen war die Strasse, in der sich der Mechaniker befand wegen Asphaltierungsarbeiten gesperrt. Als ich mich trotzdem bis zum Mechaniker durchgekämpft hatte, musste ich feststellen, dass dieser geschlossen hatte. Ein Burmese sagte mir einen anderen an. Das war aber nur ein Motorradgeschäft. Ich fragte trotzdem und man führte mich in einen Hinterhof, wo sich die Werkstatt befand. 45 Minuten lang zerlegte, schraubte und schweißte der Mechaniker an meinem Motorrad herum. Am Ende verlangte er 3.000 Khyats (2 Euro). Ich gab ihm 5.000 Khyats.
© Günther Drescher []